Freitag, 3. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Bürgermeisterhaus Essen-Werden

Konzert 1

Ensemble shtetl

Markus Emanuel Zaja – Klarinetten
Salome Amend – Marimbaphon
Pascal Schweren – Harmonium
Ralf Kaupenjohann – Akkordeon

utagawa hiroshige

die 55 bilder der holzschnittserie „die 53 stationen des tōkaidō“ des japanischen künstlers utagawa hiroshige (1797-1858) sind inhalt eines kulturübergreifenden kontaktes des ensemble shtetl. 55 zirka einminütige kammermusikalische improvisationen werden in unterschiedlichen besetzungen (duo, trio,quartett) mit jeweils einer ikone der japanischen kunst verknüpft.

wir treten aber nicht in traditioneller japanischer kleidung auf oder benutzen historische japanische instrumente: der kontakt geschieht über jahrhunderte hinweg aus der radikalen gegenwart. europäisch vorgebildete menschen tauchen in die ganz fremd scheinende welt der holzschnitte ein, in denen hiroshige einen alten postweg und seine stationen beschreibt.

aus der gegenwärtigen zeit der global-beliebigen mobilität aller dinge und daten geht der blick in eine versunkene epoche, in der die zustellung von postsendungen mehr war als eine warenlieferung. sprechen wir heutigen schon von einer art mobilitäts-pandemie, mögen die damaligen, erst recht in einem anderes strukturierten kulturkreis verwurzelt und erst seit kurzem im kontakt mit dem „westen“, die neuen distributionsmöglichkeiten sehr begrüßt haben.

das reisen als selbstzweck erscheint weltenbummlern oft erstebenswert. warenlieferungen exakt zu organisieren war in vergangenen zeiten entscheidend für eine stabile staatliche struktur, wie z.b. die römerstraßen, die erfindung der post oder die der eisenbahn. noch historisch ganz frisch zeigen hiroshiges werke mehr als den transportvorgang: die menschen im bereich der stationen, das turbulente leben, die weite und schönheit eines nicht mehr in dieser weise sichtbaren landes.

die musik des ensembles sthetl wirft einen neugierigen blick in die gegenwart der erfindung durch die inspiration aus der vergangenheit, ohne sich anzubiedern an klischees aus geisha und kaisertum. dem dalai lama wird diese idee zugeschrieben: „in deinem leben gibt es genau zwei tage, an denen du nichts tun kannst: gestern und morgen“. dies gilt auch für das pure hören der musik von shtetl

Die Ausführenden:

Markus Emanuel Zaja – Klarinetten

geboren 1964 in der alten Hansestadt Lüneburg, lebt seit 1990 im Ruhrgebiet. Er studierte Musikwissenschaften in Göttingen, später Klarinette bei Theo Jörgensmann (Universität Duisburg) und Perry Robinson (New Jersey). Er erhielt 1993 bis 1997 das Stipendium „Künstlerwohnung Schloß Borbeck“ in Essen. Zahlreiche Konzerte in den romanischen Domen Europas und bedeutenden Galerien zeigen ihn als Komponisten (Musik über die selbst erbaute Skulpturenserie „Die Platonischen Körper“, 1995 Galerie Schüppenhauer in Köln mit damals sensationellem Live-CD Mitschnitt, Werke für Chor und Elektronik, Expo2000) und als Improvisator (Museum Folkwang, Essen; Expo2000, Hannover; Bachfest Leipzig 1995 und 2000; 2008 in Oxford, Cambridge, London, 2013 und 2014 Utrecht). Er wirkte von 2012 bis 2015 in der legendären Trinkhallen Tour Ruhr mit, einer Reihe für improvisierte Musik mit vier Baßklarinettenvirtuosen und Gästen aller Künste in den Kiosken der Ruhrmetropole. Mitbegründer des Ensembles shtetl.

Gedichtbände: „Dove Sei“ (2012), „Sharav“ (2013), „Ins neue Land“ (2014).

Markus Emanuel Zaja unterrichtete von 2007 bis 2012 an der Folkwang Universität der Künste, Essen und von 2008 bis 2013 an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Essen. 2019 wurde Markus Emanuel Zaja in Mülheim/Ruhr mit der Nikolaus-Groß-Medaille ausgezeichnet. 2022 wurde er Preisträger des Wettbewerbs „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!“ der Staatsministerin für Kultur und Medien, des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Initiative kulturelle Integration.

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Salome Amend Marimbaphon

Salome Amend ist eine in Wuppertal lebende Schlagzeugerin. Sie ist eng mit der Stadt verbunden, dort geboren und aufgewachsen. Ihr musikalisches Fundament legte sie an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, wo sie Solo, Kammermusik sowie Instrumentalpädagogik bei Prof. Christian Roderburg, Mathias Haus und Mirek Pyschny studierte.  Ihre Vielseitigkeit erstreckt sich von der klassischen Musik, über Jazz und Improvisation bis hin zur zeitgenössischen Musik.

Neben der Mitwirkung in bereits etablierten Ensembles wie dem notabu.ensemble neue musik und der Latin-Jazz Sinfónica, gründete sie mit Pavel Beliaev das Schlagzeug-Duo PS: Percussion, das moderne und klassische Literatur für Schlagzeug neu interpretiert. In Zusammenarbeit mit der Kölner E-Gitarristin Raissa Mehner bildet sie das Duo double exposure für freie elektroakustische improvisierte Musik. Zudem ist sie Teil der Band TOXODON, in der sie gemeinsam mit Raissa und dem Schlagzeuger Simon Camatta zwischen Free-Jazz, Groove und Noise agiert.

Seit 2022 spielt und komponiert sie im Geysir-Quartett mit Sandra Klinkhammer, Christoph König und Hajo Wiesemann, das u.a. die Musik bei der Produktion Das Fest am Essener Grillo-Theater komponierte und live aufführte. Durch verschiedene Kammermusikprojekte spielte Salome in der Elbphilharmonie Hamburg, Tonhalle Düsseldorf, Philharmonie Essen, Deutschlandfunk Köln, De Bijloke Muziekcentrum Gent, De Doelen Rotterdam. Eine Konzertreise durch China mit Tempus Loquendi führte sie zum renommierten Beijing Modern Music Festival.

Sie konzertierte u.a bei folgenden Festivals: Moers Festival, Acht Brücken Festival Köln, NOW-Festival, Jazz Meeting Wuppertal, JOE Festival Essen, Sound of the City der Wuppertaler Bühnen, Soundtrips NRW und Approximation-Festival Düsseldorf. Als Solistin trat Salome u.a. im Skulpturenpark Waldfrieden von Tony Cragg, im ORT und in der Historischen Stadthalle in Wuppertal auf und spielte 2023 bei der Finissage der #PeaceBell, einer Ausstellung des Musikers und Friedensaktivist Michael Patrick Kelly.

Außerdem arbeitete Salome mit Künstlern, wie z.B. Hauschka, Alex Somers, Roscoe Mitchell oder Peter Brötzmann. Sie ist regelmäßig in verschiedenen Besetzungen der freien Improvisationsszene in Wuppertal, Köln, Essen und Dortmund zu hören. Interdisziplinären Kooperationen führten sie ins Tanztheater Pina Bausch und ins tanzhaus NRW.

Im Jahr 2019 wirkte Salome an Konzerten und der CD/DVD Produktion Alles ohne Strom der Toten Hosen mit. 2020 erhielt sie den Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Salome Amend unterrichtete an der Bergischen Universität Wuppertal und seit 2018 an der Folkwang Musikschule in Essen. Seit 2023 ist sie Dozentin für Improvisation und Neue Musik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal.

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Pascal Schweren – Harmonium

Der Kölner Pianist brachte die Klavierkunst bereits auf vielfältige Weise auf die Bühne, unter anderem als Solist, Kammermusikpartner, Improvisator und auch als Begleiter von Sängern aus Oper, Jazz und Musical.

Nach dem Musikstudium mit dem Schwerpunkt klassisches Klavier an der Universität zu Köln studierte Schweren Jazzklavier an der Folkwang Hochschule in Essen. Bis 2015 wirkte er dort als Korrepetitor und Dozent für Klavier und Musiktheorie in Nachfolge von Prof. Wolf Burbat.

Seit Herbst 2019 ist Pascal Schweren Lehrbeauftragter für Jazzklavier und Musical-Korrepetition an der Universität Wuppertal. Feinschliff in seiner pianistischen Ausbildung verliehen ihm der Rudolf-Serkin-Schüler Peter Orth, Folkwang Professor Ludger Maxsein sowie Meisterkurse bei Daniel Höxter, Glen Wilson oder Renate Kretschmar-Fischer.

Pascal Schweren spielte mit den Bergischen Symphonikern, dem Folkwang Kammerorchester, der Jyväskylä Sinfonia und den Herner Symphonikern. Neben den Spielorten an Rhein und Ruhr, der Essener Philharmonie, Kölner Philharmonie, dem Beethovenhaus Bonn und dem Anneliese-Brost Musikforum Bochum war er auch u.a. im Palais des Festival in Cannes, im Felicja Blumental Center Tel Aviv, im Auditorio Manuel de Falla in Granada zu hören.

Er wurde engagiert vom Moselmusikfestival, den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, den Domfestspielen Bad Gandersheim, dem Festival Essen.Original, der Extraschicht-Nacht der Industriekultur, dem Kölner Fest für Alte Musik, dem Bachfest Münster, dem Festival Oude Muziek Utrecht, dem Shalom Musik Koeln und spielt seit 2020 jährlich beim Niederrhein Musikfestival.

Bisher sechs CD-Veröffentlichungen:

  • Dance Preludes mit der Klarinettistin G. Shaked
  • Missing Persons
  • Null Infinity
  • Many Fingers Many Keys: Soloklavierwerke von John-Patrick Thomas
  • Nachtpoesie mit der Jazzsängerin Imke Spöring
  • Metamorphosen mit dem Maiburg Ensemble.

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Ralf Kaupenjohann – Akkordeon

geboren 1958 in Bochum. Er studierte Akkordeon an der Musikhochschule Dortmund bei Guido Wagner. Fernab der gängigen Akkordeonliteratur läßt er sein Instrument in unterschiedlichsten musikalischen Stilistiken und Besetzungen erklingen.

So spielte er beispielsweise in der international besetzten Formation Collage des Baßklarinettisten und Komponisten Eckard Koltermann und wirkte bei dem Projekt „Maschinenmusik“ für vier Schlagzeuger, Sprechern und Akkordeon mit. Darüber hinaus arbeitete er an vielen Bühnen als Musiker bei Theater- und Opernproduktionen (u.a. Bochum, Köln, Moers, Recklinghausen, Weimar). Er war Mitbegründer der „Neuen Organisation Musik“ (nom) und mit dieser Organisator der Jazzreihe „Vom Hören Neuer Töne“ in Moers in den neunziger Jahren sowie Produzent bei Schallplatten und CDs des nom-Labels. Er war ständiges Mitglied der Rü2Band 2014/2015.

Schallplatten-, CD- und Rundfunkaufnahmen u.a. Martin Blume, Christoph Eidens, Hans Kanty, Eckard Koltermann, Achim Krämer, Kalle Mews, Simon Nabatov, Lauren Newton und dem Ensemble DRAj. Mitbegründer des Ensembles shtetl.

Programm ensemble shtetl